Schwindel, Hörsturz und Schwerhörigkeit – neue Therapieansätze

Das menschliche Ohr ist ein äußerst wichtiges, empfindliches, und leider oft wenig beachtetes Organ. Das Ohr ist nicht nur für das Hören, sondern auch für unser Gleichgewicht zuständig. Störungen und Erkrankungen in den winzigen Mechanismen des Ohrs können dem Menschen gewaltige Probleme bescheren.

In Kürze: Wie funktioniert das Ohr?

Äußerlich zu sehen ist lediglich die Ohrmuschel, die im Prinzip nichts anderes ist als ein Schalltrichter. Sie „fängt“ Geräusche und führt sie in die Schädelhöhle. Dort befinden sich unser kleinster Knochen und unser kleinster Muskel. Diese führen die Geräusche der Umwelt in das Innere. Dort treffen die Reize auf ein weitverzweigtes Zusammenspiel von Zellen für die Sinneswahrnehmung, Bögen und Höhlen. So gelangen die gehörten Reize als Informationen über Geräusche und unser Gleichgewicht in das Gehirn.

Schwindel als Gleichgewichtsstörung

Ein Drittel der Menschen in Deutschland ist im Leben mindestens ein Mal von Schwindel betroffen. Solche Attacken sind Störungen des Gleichgewichts und treten oft völlig unvorbereitet auf, auch in Situationen, in denen dies gefährlich ist, z. B. beim Bedienen schwerer Maschinen. Die Augäpfel fangen an zu zittern und der Körper schwankt zur Seite. Ursache ist eine Störung im etwa einen Zentimeter großen Innenohr.

Erkrankungen, die mit dem Ohr zusammenhängen

Neben Schwindel können auch noch andere Erkrankungen auftreten. Etwa drei Millionen in Deutschland haben Tinnitus, hören also Geräusche, die ausschließlich in ihrem Kopf zustandekommen. Etwa 1,8 Millionen sind von Schwerhörigkeit betroffen. Ungefähr 20.000 Deutsche erleiden einen Hörsturz, also ein vorübergehendes Versagen des Gehörs.

Durch Anregen des Wachstums der Sinneszellen: neuer Therapieansatz bei Schwerhörigkeit

Wer schlecht hört, darf nun wieder hoffen. Ein Ärzteteam an der Universitätsklinik von Kansas City hat eine Therapie für nahezu Taube entwickelt. Ein Laserstrahl erzeugt ein winzig kleines Loch im Innenohr, durch das dann tröpfchenweise Flüssigkeit gegeben wird. In dieser Flüssigkeit sind Kopien desjenigen Gens, das die beschädigten Sinneszellen des Ohrs zu neuem Wachsen animieren soll. Die Sinneszellen der Schnecke werden normalerweise vom Körper nicht ersetzt. Bei der Geburt haben wir etwa 15.000 davon. Ihre Zahl sinkt im Laufe des Lebens. Dies ist z. B. bei Fischen und Vögeln nicht so. Amerikanische Wissenschaftler haben es geschafft, das sogenannte Atoh1-Gen bei Säugetieren wieder so einzustellen, dass es für Wachstum sorgt. Ob dies auch eine Perspektive für schwerhörige Menschen ist, wird sich zeigen.

Weitere Ansätze bei Schwerhörigkeit

Die sogenannten Cochlea-Implantate helfen nahezu Tauben schon heute. Eine solche Prothese regt die Zellen der Hörschnecke an. Auch die Hörgeräte der Gegenwart sind deutlich besser, als solche der Vergangenheit. Bei neuen Geräten wird das Hören nicht von Störgeräuschen begleitet. Auch die Leistung des Hörgeräts kann an den jeweiligen Bedarf angepasst werden. Digitale Technik wird genau nach den Bedürfnissen des Schwerhörigen ausgerichtet. Viele Apparate können auch mit Smartphones kommunizieren und so Musikgenuss und Telefonate ermöglichen. Sie versagen auch bei Hintergrundlärm oder Gruppengesprächen nicht. Schwerhörige gelten oft als dumm oder schwer von Begriff, weil ihre eigentliche Problematik nicht erkannt wird. Durch das schlechte Hören verringert sich der aktive Wortschatz. Der Grund dafür ist, dass das Gehirn, wenn es nicht mehr angeregt wird, verlernt, mit Reizen umzugehen. Jugendliche sind durch lautes Musikhören und anderen Lärm oft gefährdeter, als sie glauben.

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