Schwerhörigkeit durch dröhnende Maschinen
Auszubildende am Berufsbildungszentrum in Weiterstadt messen die Lautstärke von Arbeitsgeräten und anderen Lärmquellen.
Wenn wir im Straßenverkehr einen vorbei ratternden LKW hören oder vor unserer Haustür eine Baustelle mit schweren Maschinen liegt, möchten wie uns am liebsten die Ohren zuhalten.
Unser Gehör ist nicht nur wichtig im alltäglichen Leben und komplex aufgebaut, sondern auch empfindlich. Aus diesem Grunde haben sich die Auszubildenden des Berufsbildungszentrums Weiterstadt einem Projekt verschrieben: Sie messen die Lautstärke verschiedener Lärmquellen, um genau festzustellen, wo Gefahren für das menschliche Gehör lauern. Die Maßeinheit für Lärm ist Dezibel (dB).
Wie der Schall wahrgenommen wird
Wir können über unsere Ohren Schall wahrnehmen, und zwar in einer enorm großen Bandbreite. Die Intensität des Gehörten kann stark variieren. Ein Beispiel: Wenn ein Düsenflugzeug startet, entsteht ein Lärm von 130 Dezibel. Das ist eine Billion lauter als der leiseste Ton, den wir hören können. Dies lässt sich natürlich schlecht in Zahlen fassen, um Werte anzugeben, die für Menschen verständlich sind. Daher wird die Maßzahl Dezibel benutzt, die logarithmisch berechnet wird. Das heißt im Klartext, dass 3 dB einen zweifachen Schalldruck angeben und 6 dB bereits einen vierfachen. Unsere akustische Wahrnehmung funktioniert aber anders: Wir nehmen Töne und Lärm erst dann als doppelt so laut wahr, wenn die Geräusche 10 dB höher liegen. Dann ist der wirkliche Schalldruck aber schon 8 Mal so hoch – also eine 8 Mal so hohe Belastung für das Ohr!
Zum Projekt des Berufsbildungszentrums Weiterstadt
Das Berufs- und Technologiezentrum Weiterstadt (BTZ) hat sich vorgenommen, Menschen vor den Folgen von Lärm zu schützen. Es gehört zur Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main; die Veranstalterin des Projekts war die Berufsgenossenschaft Bau (BG Bau). Die BG Bau beklagt, dass die Gehörschäden nicht nur für die Betroffenen eine erhebliche Einschränkung in Alltag und Beruf bedeuten, sondern auch hohe Kosten verursachen: Allein in dem Zeitraum von 2006 und 2015 musste die BG Bau in Hessen rund 17 Millionen € bereitstellen – für Hörgeräte, Renten und Umschulungsmöglichkeiten, die durch berufsbedingte Hörschäden notwendig wurden. Da die Auszubildenden sich gezielt auf die Suche machten, konnten nun Lärmquellen mit einer genauen Dezibel-Messung identifiziert werden.
Aus welchen Quellen entsteht Lärm?
Untersucht wurde z. B. die sogenannte Rüttelplatte, eine Maschine, mit der der Boden geebnet wird, um ihn z. B. zu pflastern. Die Maschine erzeugt rund 80 Dezibel Lärm. Zum Vergleich: Das entspricht der Schallausschüttung eines Lastwagens. Direkt am Ohr des Arbeiters gemessen, ergaben sich sogar 94 bis 97 Dezibel. Wird die Rüttelplatte auf einer asphaltierten Straße benutzt, liegt der Wert bereits bei 110 Dezibel. Hier sind unbedingt gute Ohrenschützer gefragt! Schon ab 80 Dezibel besteht für Arbeitgeber die Verpflichtung, den Mitarbeitern einen Gehörschutz zu geben. Ab 85 Dezibel müssen die Arbeiter ihn tragen. Beachtenswert ist auch, dass auf Baustellen oft mehrere Lärmquellen zusammenzurechnen sind. Weitere Testergebnisse liegen zur Tischkreissäge vor (95 dB), zur Motorkreissäge (110 dB), zum Hubschrauber (70 dB) und zum Güterzug (60 dB). Hammerschläge liegen bei 100 dB, das Abziehen eines Druckluftschlauchs ebenso. Dabei gibt es auch Lärm, der oft unterschätzt wird: In der einer Spülküche z. B. kann viel klapperndes Geschirr ein gewaltiges Lärmkonzert ergeben.