Hörverlust: Belastung für die Ohren – und die Psyche
Wer zum Ohrenarzt bzw. Hörtest geht, weil er manchmal auf Rufen nicht reagiert hat oder sich die Angehörigen über den zu lauten Fernseher beschwert haben, der ahnt natürlich schon, dass etwas nicht stimmt. Trotzdem ist die Diagnose Schwerhörigkeit ein Schock: Der Verdacht wird zur Gewissheit. Immer mehr junge Leute müssen mit dieser Diagnose zurechtkommen.Oft muss im Gespräch mit dem Hörgeräteakustiker nicht nur das Hörgerät ausgesucht und angepasst werden, sondern auch die Seele muss Ballast abwerfen. Man kann ein Hörgerät auch nicht einfach so anlegen wie eine Brille – man muss sich daran gewöhnen. Dies erfordert Zeit, Geduld und Engagement von allen Beteiligten.
Besseres Hören beginnt im Kopf
Damit die moderne Technik ihre volle Wirkung entfalten kann, sollten die Menschen mit Hörschaden sich unbedingt zuerst psychisch und gedanklich mit der Realität vertraut machen. Man muss auch sich selbst davon überzeugen. Wenn man innerlich nicht wirklich bereit ist, ein Hörgerät zu tragen, dann sind Probleme vorprogrammiert. Beim ersten Scheitern oder bei einer Eingewöhnung, die sich schwieriger erweist als gedacht, verschwindet das Hörgerät in der Schublade des Nachttischs. Gutes Zureden von Partnern oder Angehörigen ist sicherlich hilfreich, ersetzt aber nicht, dass auch der Betroffene selbst die Unterstützung durch Hörgeräte wollen muss. Als zukünftiger Hörgeräteträger fragen Sie sich selbst, warum andere negativ auf das Hörgerät reagieren sollten – das tun Sie doch selbst wahrscheinlich auch nicht. Die neueren Geräte fallen kaum auf. Es fällt aber auf, wenn jemand in Gesprächen immer wieder die anderen nicht versteht! Warum auf die Teilnahme an Gesprächen, Medien und der Öffentlichkeit verzichten, wenn ein kleiner Helfer im Ohr genügt, um Abhilfe für die Schwerhörigkeit zu schaffen?
Hörgeräte zur Vorbeugung vor Demenz
Alle Wahrnehmungsorgane offen zu halten, trainiert das Gehirn, hält es aktiv und beugt oft auch Demenz vor. Bei Schwerhörigen ohne Hörgerät kann es passieren, dass das Gehirn die Reizverarbeitung von Schall reduziert. Wenn das Hörzentrum des Gehirns weniger Reize erhält, nimmt seine Fähigkeit ab – der erste Schritt zu geistiger Trägheit und dem folgenden Abbau von Gehirnleistung.
Umfassende Beratung bei Ihrem Hörgeräteakustiker
Wichtig ist, offen zum Hörgeräteakustiker Ihres Vertrauens zu sein und sich dort wohlzufühlen. Es ist unverzichtbar, dass der Betroffene das Gefühl hat, dort umfassend und engagiert betreut zu werden. Tipp: Geben Sie Ihr Rezept erst dann ab, wenn Sie wirklich das Gefühl haben, an der für Sie richtigen Adresse zu sein! Lassen Sie sich Hörgeräte von verschiedenen Herstellerfirmen zeigen und erklären. Verschiedene Geräte vermitteln verschiedene Klänge – und das, obwohl sie u. U. gleich eingestellt sind. Wie der Ton beim Betroffenen angenommen wird, kann unterschiedlich sein. Mehrere Tests, die Geduld erfordern, geben hier weiteren Aufschluss.
Welches Hörgerät ist für mich das richtige?
Schildern Sie Ihrem Hörgeräteakustiker genau Ihre Hörgewohnheiten und das gewöhnliche Umfeld. Hören Sie Musik? Telefonieren Sie viel? Halten Sie sich viel in Räumen mit vielen Menschen auf? Oder ziehen Sie das ruhige Gespräch zu zweit vor? Auch die Bedienbarkeit des Hörgeräts ist wichtig, damit die Betroffenen damit zurechtkommen. Wenn Sie wert darauf legen, gibt es auch Geräte, die kaum sichtbar sind. Andere Nutzer lieben es groß und bunt, damit die Menschen gleich sehen, dass man ein Hörproblem hat und darauf Rücksicht nehmen. Übrigens: Oft haben auch relativ preisgünstige Geräte eine passende, gute Klangqualität. Manche Hörgeräte können gar vom Smartphone aus gesteuert werden oder können wie Kopfhörer zum Hören von Musik genutzt werden. Wer erst seit kurzem Hörgeräte trägt, muss mit einem gewissen Hörstress rechnen, der zwar lästig, aber nur vorübergehend ist. Die Geräusche, die man plötzlich wieder wahrnehmen kann, werden in der ersten Zeit als unangenehm empfunden. Tipp: Wer seine Hörgeräte nur zeitweise trägt, lebt in zwei Hörwelten und findet sich schließlich in beiden nicht mehr zurecht. Konsequentes Tragen der Hörgeräte aber verspricht eine bessere Kommunikation im Alltag, mehr Sicherheit im Beruf und soziale Teilhabe.
Sie haben noch Fragen zum Thema Hörgeräte? In unserem Hörgeräte Ratgeber finden Sie die Antworten.