Der Beruf als Gesundheitsrisiko – was die Statistik dazu sagt
Noch immer entwickeln Menschen, die im Beruf große Maschinen bedienen, ein Hörproblem. Noch immer fallen Bauarbeiter vom Baugerüst, noch immer bekommen Möbelpacker Rückenerkrankungen. Aber wie sehen die statistischen Zahlen dazu aus? Haben sich die gesundheitlichen Risiken im Berufsalltag in den letzten Jahren verbessert oder verschlechtert? Ein neuer Regierungsbericht zu Arbeitssicherheit liegt vor und wurde im Dezember im Bundeskabinett diskutiert. Dabei sind eindeutige Entwicklungstrends erkennbar.
Tödliche Arbeitsunfälle
Leider gehen Arbeitsunfälle wieder häufiger mit Todesfolge aus. Die Zahl stieg von 606 im Jahr 2013 auf 639 im Jahr 2014. Es ist aber unerlässlich, diese Zahl perspektivisch und langfristig zu betrachten: 1960 gab es noch beinahe 4.900 tödliche Arbeitsunfälle. 2004 waren es zum ersten Mal weniger als 1.000. Seitdem haben die tödlich endenden Arbeitsunfälle kontinuierlich abgenommen. Es wurden also insgesamt gewaltige Fortschritte erzielt. Der neuerliche Anstieg hat aber konkrete Gründe. Der Anstieg kommt fast ausschließlich durch Menschen zustande, die im Zusammenhang mit ihrem Beruf auf der Straße gestorben sind. Diese verzeichnen einen Zuwachs von beinahe 24 Prozent auf insgesamt 152 Fälle. Ursächlich sind hier also der wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland und die Ausbreitung und Intensivierung des Transportwesens.
Die Branchen mit den höchsten Risiken für tödliche Arbeitsunfälle
Vor allem Berufe in der Landwirtschaft und bei der Jagd führen zu tödlichen Arbeitsunfällen: 139 insgesamt. Arbeiten auf Baustellen und in der Bauinstallation liegen bei 78 tödlichen Arbeitsunfällen. Landverkehr bzw. Güterverkehr kommt auf immerhin noch 76 Tote.
Die Zahl der Arbeitsunfälle insgesamt
Die Gesamtzahl der Arbeitsunfälle im Deutschland des Jahres 2014 erreichte einen historischen Tiefstand mit ca. 956.000 Fällen. 20 Jahre zuvor lag die Zahl noch doppelt so hoch, seitdem befindet sie sich kontinuierlich im Abwärtstrend. Gesundheitliche und Gefahrenaufklärung zeigen also Wirkung, ebenso Maßnahmen zum Arbeitsschutz. Die am stärksten von Arbeitsunfällen betroffenen Branchen sind (im Verhältnis zu den Beschäftigten): Bau, Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und Abfallentsorgung.
Die Entwicklung der Unfälle auf dem Weg zur Arbeit
Die Unfälle auf dem Weg zur Arbeit sind 2014 ebenfalls rückläufig: von ca. 188.000 auf ca. 176.000. Der Blick zurück zeigt, dass diese Zahl 2004 noch bei 191.000 lag, 1994 bei 247.000. Die tödlichen Unfälle auf dem Weg zur Arbeit liegen bei 332 im Jahre 2014. Als Begründung für diesen Rückgang wird die Verbesserung der Technik hin zu mehr Sicherheit angesehen. Daher zeigen die Verkehrsunfälle insgesamt einen rückläufigen Trend in Deutschland.
Beruflich bedingte Erkrankungen
Krankheiten, die in Verdacht standen, beruflich bedingt zu sein, gab es 2014 in ca. 75.000 Fällen. Damit liegt die Zahl um 0,6 Prozent höher als im Vorjahr. Insgesamt lässt sich beobachten, dass die Statistik diesbezüglich in den letzten Jahren schwankt. 2014 gab es etwa 17.000 anerkannte berufliche Leiden. Tödlich endeten die Berufskrankheiten 2014 in 2469 Fällen, 2013 in 2357 Fällen. Die häufigste Ursache hierfür sind nach wie vor Folgeerkrankungen von Asbest.
Spezifische Berufskrankheiten
Etwa 12.200 Mal trat 2014 der Verdacht auf, dass ein Hörproblem auf arbeitsbedingten Lärm zurückging; 5.400 Mal, dass ein Problem mit den Bandscheiben durch das Tragen schwerer Güter entstanden ist; 4.300 Mal soll Kehlkopf- oder Lungenkrebs durch Asbest verursacht worden sein. Zu beruflich bedingten Erkrankungen der Haut kam es in 24.400 Fällen.
Unfälle von Schülerinnen und Schülern
Unfälle in der Schule, der Tagesbetreuung oder in der Hochschule stiegen um 5,9 Prozent an, auf stolze 1,28 Millionen. Unfälle auf dem Weg zur Schule allerdings zeigten sich um zwei Prozent rückläufig auf insgesamt 110.000. Tödlich endende Unfälle auf dem Weg zur Schule gab es 36 Mal, in der Schule 6 Mal.
Verluste für die Wirtschaft durch Arbeitsunfähigkeit
Die durchschnittliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit lag bei 14,4 Tagen pro Arbeitnehmer. Damit hatte die Wirtschaft 543 Millionen Tage Arbeitsunfähigkeit zu verkraften. Der geschätzte Produktionsaufall aus volkswirtschaftlicher Perspektive beträgt 57 Milliarden €.