Die Audiotherapie: So kommen Sie mit Ihrem Hörgerät zurecht
Viele Menschen mit Hörproblemen zögern, sich mit Hörgeräten helfen zu lassen. Oder sie bekommen welche, tragen sie dann aber nicht. Woran liegt das? Einer der Gründe ist sicherlich die Scham. Eine Brille darf man ruhig sehen, aber ein Hörgerät? Außerdem funktionieren Hörgeräte nicht so umgehend wie eine Brille: Wer seine Hörgeräte erstmalig anlegt, wird sich vielleicht erschrecken. Man hört zwar wieder mehr, aber das Gehörte klingt schrill, laut, scharfkantig. Hörgeräte müssen über einen monatelangen Prozess eingestellt und angepasst werden, bis sie für die Trägerin/den Träger optimal sind. Dabei gibt es aber Hilfe: Der Hörgeräteakustiker kümmert sich gerne und begleitet Sie auf diesem Weg. Wenn das nicht reicht, können Sie eine Audiotherapie in Erwägung ziehen. Aber was ist das eigentlich?
Was ist eine Audiotherapie?
Audiotherapeuten nehmen sich der Menschen mit Schwerhörigkeit an, die sich an Hörgeräte gewöhnen müssen. Sie unterstützen sowohl die psychische als auch die körperliche Gewöhnung an die Hörgeräte. Denn der technische Fortschritt ist zwar hilfreich, aber das Hören bleibt schwierig. Die Audiotherapeuten helfen dabei, dass die Wahrnehmungen des Ohrs besser verarbeitet werden. Es sollen Ausreden bearbeitet werden („Das Telefon funktioniert nicht richtig.“) oder auch Schuldzuweisungen („Mein Mann nuschelt so.“ oder „Warum habe ich nicht besser auf meine Ohren geachtet?“) Hemmungen sollen abgebaut werden, wenn es beispielsweise darum geht, Menschen gegenüber die Hörschwäche einzugestehen. Wie spreche ich es aus? Es wird geübt, Alltags- bzw. Hintergrundgeräusche herauszufiltern und sich nur auf das Gesagte zu konzentrieren. Die Fähigkeit, mit dem Hören in Bruchstücken zurechtzukommen, wird mit den Methoden der Audiotherapie verbessert, ebenso die Motivation, sich auf die Hörgeräte einzulassen.
Wie funktioniert Audiotherapie?
Der Audiotherapeut wird z. B. das Gehör des Betroffenen schulen. Es werden gemeinsame Phasen intensiven Horchens über mehrere Minuten durchgeführt; dabei notieren beide die gehörten Sinneseindrücke. Anschließend werden die gehörten Eindrücke verglichen. So kann man das verminderte Gehör sensibilisieren, schärfen. Wäre es nicht wunderbar, für bestimmte Höreindrucke wieder sensibler zu werden? Eine weitere Übung findet an der noch verbliebenen Leistungsgrenze des Hörens statt, um das Bestmögliche aus den noch vorhandenen Hörzellen herauszuholen. Wörter, die der Schwerhörige gerade noch so hört, werden gesprochen und der PC-Bildschirm zeigt Wörter an, die ähnlich klingen, z. B. Mutter und Butter oder Blatt und glatt. Der Schwerhörige muss heraushören, welches Wort gesagt worden ist. So trainieren Sie Ihr Gehör wie einen Muskel beim Sport!
Wird die Audiotherapie von der Krankenkasse bezahlt?
Das Konzept der Audiotherapie ist eine Schöpfung des Deutschen Schwerhörigenbundes aus der Zeit um das Jahr 2000. Seither ist die Audiotherapie als Fortbildung für Berufe im medizinischen und sozialen Bereich etabliert, auch für Hörgeräteakustiker. Die Krankenkassen kommen in der Regel für die Audiotherapie nicht auf. Der Schwerhörigenbund vertritt zwar die Ansicht, dass dieses Verfahren von den Krankenversicherungen anerkannt und ärztlich verschrieben werden sollte, aber dies ist noch nicht der Fall.